Von Mama Africa bis Genadendal
Am nächsten Tag treffen wir uns noch mit einem deutschen Pärchen , das Verena vor 2 Wochen kennengelernt hat und das nun von seiner Garden-Route Tour zurückgekehrt ist. Wir essen im Happy-Wok, einem netten asiatischen Restaurant auf der Kloof Street, wo man die Wahl hat zwischen Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Indonesisch, Malaysich ... Durchaus empfehlenswert. Man sollte sich aber bei der Bestellung über den "Schärfegrad" des gewünschten Gerichts informieren. Danach geht es dann noch ins Cafe Dharma, ebenfalls auf der Kloof Street, wo man sehr gemütlich ein Bier schlürfen kann.
In den nächsten Tagen gehe ich dann auf Wohnungssuche. Das Backpackers war ja eigentlich nur als Übergangslösung geplant. Mit den Kleinanzeigen aus dem Internet und der aktuellen CapeAds bewaffnet hänge ich mich ans Telefon und anschließend hinters Lenkrad. Der Erfolg bleibt leider aus. Entweder stimmt die Lage nicht oder das Zimmer erweist sich als Loch oder der Mitbewohner ist noch eigenartiger als die Leute im Backpackers. Die Krönung ist aber das deutsche Gästehaus "At Lenox" in Gardens. Vorsicht: Auf dem Photo des Prospektes macht es von außen einen ganz netten Eindruck. Wehe dem, der daraufhin von Deutschland aus gleich langfristig gebucht hat. Drinnen fühlt man sich in einen dieser Jugendromane versetzt, die von Horror-Internaten oder Kinderheimen im Stile des vergangenen Jahrhunderts handeln. Lange, dunkle und verwinkelte Flure, Zimmer, die spärlich mit fast antiken Möbeln bestückt sind, überall Gebots- und Verbotsschilder und zwei Bedienstete, die sich wie Zombies bewegen. Bloß weg hier, bevor man in tiefe Depressionen fällt.
Am Wochenende fahre ich mit den Scouts von Mitchells Plain zum Hiken. Leider fahren aus der Gruppe nur zwei Scouts, Lester und Mitchell, mit. Die anderen können sich die 90 Rand (ca. 30 DM) für das Wochenende leider nicht leisten. Errols Gruppe kommt aus Lost-City, einem der ärmsten Teile von Mitchells Plain. Da ist am Monatsende meist nichts mehr übrig. Dafür fahren dann noch Errols Frau Pauline, zwei Nichten und die Familie von Mitchell mit. Unser Ziel ist Genadendal in der Nähe von Caledon, ca. 140 km von Kapstadt entfernt. Genadendal ist im frühen 18. Jahrhundert von deutschen Morawiern als Missionsstation gegründet worden. Heute ist es ein Ort mit ca. 3500 Einwohnern. Die Missionsstation ist heute ein National Monument, und wird unter anderem als Gästehaus genutzt. Die Mutter von Pauline ist hier geboren und aufgewachsen und das Gebäude, in dem heute das Museum ist, ist nach ihrem Familiennamen benannt. Auf dem zur Missionsstation gehörenden Friedhof liest man auf den Grabsteinen hauptsächlich deutsche Namen. Auf dem Gelände befinden sich auch noch einige Hütten, wie sie die San (siehe 3. Woche) bewohnten. Sie bestehen im wesentlichen aus Ästen, die zu einem kleinen kuppelförmigen Gerüst verknüpft und anschließend mit Strohmatten bedeckt werden. Die Missionsstation hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein College für farbige Lehrer betrieben, bis dann das Apartheitsregime in den 50er Jahren beschlossen hat, daß eine höhere Ausbildung für die Coloureds überflüssig sei, und sie sich auf die Arbeit auf den Farmen der Weißen und in den Minen beschränken sollen. Und heute beklagen sich die Weißen, daß das Land den Bach runtergeht, da es keine qualifizierten Kräfte gibt.
Am Samstag Morgen geht es nach ca. 5 Stunden Schlaft um 8:40 Uhr bei klarem Himmel und praller Sonne auf den Hiking-Pfad. Da Errol keine Zulassung für den ganzen Rundweg mit Übernachtung in ein Hütte mehr bekommen hat, werden wir nur den halben Weg zur Hütte bestreiten und dann wieder umkehren. Das reicht aber völlig, denn die Sonne brennt gnadenlos und Schatten ist rar. Schon nach einem kurzen Aufstieg hat man einen tollen Blick auf Genadendal und die umliegenden Berge und Hügel. Auf halber Strecke erreichen wir eine hochgelegene Ebene, die sich durch gewaltigen und ungewöhnliche Felsstrukturen auszeichnet. Daher auch der Name dieses Ortes: Wonderklip. Da es immer heißer wird, sind wir froh, nach einer weiteren Stunde auf einen kleinen Fluß zu treffen, an dem wir unsere Wasservorräte wieder auffrischen können, und kurz darauf auf einen Pool, der mit eiskaltem Wasser aus einem Wasserfall gespeist wird. Nach insgesamt vier Stunden Quälerei erreichen wir schließlich unser Ziel, einen weiteren grossen Pool mit eiskaltem Quellwasser. Zum Erfrischen genial, zum Schwimmen leider doch etwas zu kalt. Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns auf den Rückweg. Es ist jetzt 13:00 Uhr und damit wohl so ziemlich die wärmste Zeit des Tages. Errol mit seinen 53 Jahren hat schwer zu kämpfen, will es aber gegenüber seinen Pfadis wohl nicht so recht zugeben. Als wir wie Wonderklip erreichen kann ich ihn zum Glück zu einer kleinen Pause im Schatten eines großen Felsen überreden, wo er dann auch gleich für eine halbe Stunde einpennt. Danach geht es dann dank einer frischen Brise ganz erträglich weiter und gegen 17:00 Uhr treffen wir wieder in der Missionsstation ein, wo wir uns mit einigen kalten Bierchen belohnen.
Nach dem obligatorischen Braai (Grillen) lassen Errol und ich uns noch überreden, nach Caledon mitzufahren, wo kürzlich ein Casino eröffnet hat. Zum Glück herrscht hier eine etwas andere Kleiderordnung als in deutschen Casinos. Bis 18:00 darf man aussehen, wie man will, danach gilt dann gepflegte Freizeitkleidung. Jeans und T-Shirt sind auch dann noch völlig in Ordnung. Richtige Begeisterung will jedoch beim Spielen nicht aufkommen. An den Black-Jack-, Roulette- und Pokertischen liegen die Mindesteinsätze jenseits unseres Budgets und das Spiel an den Automaten ist doch recht stumpfsinnig. Innerhalb von 2 Minuten habe ich dann auch mein gesamtes Vermögen von 20 Rand (oder waren es gar 30?) verloren. Naja, nicht mein ganzes Vermögen. Einen Coin habe ich aufgehoben und heraus geschmuggelt. Vielleicht bringt er mir ja doch noch mal irgendwann Glück.
Todmüde kehren wir zurück und ich falle direkt ins Bett. An Schlafen ist aber leider nicht zu denken. Dazu sind dann doch zu viele Kids im Haus. So gegen 2:00 kehrt dann doch so langsam Ruhe ein, oder ich bin einfach zu müde, um noch was zu hören. Jedenfalls für 4 Stunden, denn gegen 6 Uhr kehrt dann schon wieder heftig Leben ins Haus ein. Dafür gehen wir den Tag dann recht entspannt an. Ausgiebiges Frühstück, ein paar Bierchen und ein hervorragendes Mittagessen. Man könnte fast glauben, die Frauen seien nur mitgefahren, um in der Küche zu schuften. Naja, mir soll's recht sein.
Am frühen Abend sind wir dann wieder in Kapstadt. Ich wasche noch schnell eine Maschine Wäsche und falle todmüde ins Bett. Schluß für diese Woche!
Diese Woche haben Verena und ich uns mit einer anderen Deutschen getroffen, die gerade in Kapstadt eine Sprachschule besucht. Wir sind ins "Mama Africa" gegangen, ein Laden, der wie der Name schon andeutet, typisch afrikanisches verspricht. Als wir eintreffen ist es völlig überfüllt. Es sind offenbar gerade einige Busladungen älterer deutscher Touristen eingetroffen. Wir finden leider nur noch an der Theke Platz. Dem Andrang entsprechend hoch sind leider auch die Preise. Für 30 Rand (ca. 10,- DM) gibt es jedoch schon Vorspeisen, die durchaus das Zeug zu einer Hauptmalzeit haben, z.B. Kudu-Spieße auf Reis. Nur wenige Meter von uns spielt eine afrikanische Gruppe auf ihren Trommeln - leider so laut, daß einem fast das Trommelfell platzt (das der Trommeln hält leider). Besonders interessant wird es dann, als Opern-Arien und andere "typisch afrikanische" Rhythmen auf dem Trommel-Programm stehen. Bei Bob Marley rasten die Touris, die sich wohl zum Teil aus Alt-68ern rekrutieren, dann völlig aus.
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--- (c) Frank Unland, 2000