Franks 6 Monate in Kapstadt
Woche 9: 27. November - 03. Dezember 2000

Besuch aus Deutschland


Diese Woche steht Besuch aus Deutschland an. Metty, ein Pfadi aus Düsseldorf, und seine Frau Jutta wollen Südafrika bereisen und haben durch Uwe Bothur von
Nangu Thina Kontakt zu mir aufgenommen.

Ich hole sie am Dienstag Nachmittag vom Flughafen ab. Auf der Fahrt dorthin stellt sich der nächste Defekt an meinem Auto ein: Das elektrisch zu schließende Fenster auf der Fahrerseite schließt nicht mehr. Ist auf einer Autobahn und einem starken south-easter-wind nicht gerade angenehm, zumal die Fahrt vorbei an einem stinkenden Kraftwerk und einem riesigen Squatter Camps, das auf einer ehemaligen Müllkippe errichtet ist, geht. Metty und Jutta wohnen im Big Blue Backpackers in Green Point, daß ich durchaus empfehlen kann. Jedenfalls tausendmal besser als das Bunkhouse, allerdings für einen Daueraufenthalt etwas teuer. Doppelzimmer mit eigenem Bad, Kühlschrank und Fernseher gibt es für R140 pro Nacht.

Abends treffen wir uns dann noch mal zusammen mit Verena in der Waterfront in der Sports Bar zu einem frisch gezapften Windhoek Lager (gebraut nach deutschem Reinheitsgebot!). Später kommen dann auch noch Errol und Steven dazu. Die Kneipe ist riesig groß aber wohl nur zu 10% ausgelastet. Somit kommt wohl rein rechnerisch auf jeden Gast eines von den Fernsehgeräten, die hier überall an den Wänden hängen (sogar auf dem Klo!!!). Richtig ungemütlich wird es dann, als wegen eines Live-Fussballspiels der Ton so richtig schön aufgedreht wird. Aber es ist auch schon spät und so verabschieden wir uns dann von hier.

Am nä:chsten Abend wollten wir uns eigentlich bei Errol zum Potjie getroffen haben. Leider muß dieser aber kurzfristig absagen. Also entscheiden wir spontan, in Camps Bay was essen zu gehen. Leider etwas zu spontan, wie sich dann herausstellt. Da wir nirgends reserviert hatten finden wir erst im vierten Restaurant (Bayside Cafe) einen freien Tisch in der letzten Ecke. Das Essen ist ziemlich gut und der Service fast schon etwas zu viel des Guten. Nach dem Essen kommen wir kaum noch zu Fuß zum Auto zurück, nicht etwa, weil wir zuviel getrunken hätten, sondern weil wir Gegenwind haben - und was für welchen!

Donnerstag Abend ist das letzte Trupp-Treffen der Scouts von Claremont und Jutta, Metty und ich leisten ihnen dabei Gesellschaft. Wir fahren zu einem Park in Rondebosch, wo die Kids bei einem Geländespiel wie die Bekloppten in der einbrechendne Dunkelheit von einer Seite des Parks zur anderen rennen müssen, ohne dabei gefangen zu werden. Das ganze Spiel zu erklären würde hier etwas zu weit führen. Der Leiter Peter hat dafür schon eine Ewigkeit gebraucht - und ich habe es auch nicht wirklich verstanden. Die Atmosphäre hier ist schon nicht schlecht. Die Stille des Parks, die untergehende Sonne und immer der Blick auf die Südseite des Tafelberges. Anschließend trinken wir noch Kaffee und Tee in Ians neuer Wohnung und reden über Pfadfinderei in Südafrika und Deutschland, und was sie voneinander unterscheidet.

Freitag holen wir schließlich das Potjie bei Errol nach. Jutta und Metty waren den Tag über mit Errol auf einer Weintour und Verena und ich treffen sie dann abends in Mitchells Plain. Nateurlich ist auch Steven wieder dabei. Pauline hat sich mal wieder kräftig ins Zeug gelegt, um die Zeit bis das Potjie fertig ist zu verkürzen und es gibt leckere Samosas und Pies. Ich habe meine ersten Photos entwickeln und auf CD-Rom brennen lassen und so gibt es heute Abend eine kleine Diashow auf meinem Notebook. Leider haben die im Labor wohl bei einem Film die Negative von der falschen Seite gescannt und so präsentiert sich Kapstadt heute weitgehend spiegelverkehrt. Das Potjie schmeckt mal wieder klasse. Anschließend erzählen Errol und Pauline mal wieder spannende Geschichten aus ihrer Jugend und verzetteln sich wieder in Diskussionen über Kirche und Politik. Fast schon ein Ritual. Daß sie da aber auch nie einer Meinung sein können. Auf dem Rückweg geraten Jutta und Metty dann natürlich prompt noch in eine Polizeikontrolle. Verena und ich mußten zum Glück kurz vorher in die andere Richtung abbiegen. Es läuft aber bei ihnen trotz der vorangegangenen Weintour alles glatt.

Samstag fahre ich mit Debbie zu Ratanga Junction, einem Freizeitpark vor den Toren Kapstadts. Der Tag ist perfekt geeignet: Strahlend blauer Himmer, nicht zu warm und vor allem kaum Besucher im Park. Seit seiner Eröffnung vor zwei Jahren kämpft der Park mit Besucherzahlen, die weit hinter den Erwartungen zurückbleiben und es gibt Gerüchte über eine baldige Pleite. Vielleicht kann ja das riesige Einkaufszentrum "Canal Walk", das direkt nebenan eröffnet hat noch etwas retten, wenn es nich dem gleichen Schicksal zum Opfer fällt, wie viele vermuten. Für uns heißt das jedenfalls heute: Schlange stehen fällt aus. Dabei ist der Park eigentlich ziemlich klasse, auch wenn die Fahrgeschäfte alle sehr furchteinflößende Namen haben wie z.B. Tarantula, Crocodile Gorge, Monkey Falls und Cobra. Das tollste an den Fahrgeschäften ist, daß man immer, wenn man sich in großer Höhe befindet und darauf wartet, in die Tiefe zu rauschen, einen wunderbaren Ausblick auf das Panorama von Kapstadt und Tafelberg hat. Besonders angetan hat es uns "Crocodile Gorge", eine geniale Wildwasserbahn. Die Schilder warnen zwar, daß man sicherlich naß und möglicherweise völlig durchnäßt wird, tatsächlich müßte es aber wohl heißen, daß man ziemlich sicher völlig durchnäßt wird und es relativ unwahrscheinlich ist, einfach nur naß zu werden. Bei dem Wetter tut aber jede Erfrischung ganz gut, so daß wir schließlich 7 mal mit dem Floß in die Fluten stürzen.

Sonntag unternehmen Verena und ich einen zweiten Versuch, das "Telkom - Old Mutual - Choir Festival" im Good Hope Center zu besuchen und heute findet es auch tatsächlich statt. Wir kommen genau pünktlich zum "afrikanischen" Teil der Veranstaltung. Vormittags stand "western music" auf dem Programm. Es treten die besten Chöre aus den verschiedenen Südafrikanischen Provinzen sowie aus Lesotho und Swaziland gegeneinander an und die ganze Veranstaltung wird sogar live im Fernsehen ausgestrahlt. Das Singen in Chören hat hier in Südafrika eine ganz besondere Bedeutung, da es auch ein Mittel ist, Menschen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, und sie so von Kriminalität und Gewalt fernzuhalten. Auch Disziplin und Ordnung sind ganz wichtige Elemente, wie von dem Moderator der Veranstaltung auch immer wieder deutlich gemacht wird, wenn er versucht das Publikum zur Ruhe zu bringen. Die Auftritte der Chöre sind leider eher langweilig und steiff. Die Lieder sind sehr kirchenmusikmäßig. Das paßt gar nicht so recht zu den teilweise sehr traditionell afrikansichen Kostümen. Das schlimmste ist, daß jeder Chor nur zwei Lieder singt, von denen das erste immer das gleiche ist. Auf Dauer ganz schön langweilig. Um so stimmungsvoller sind dafür die Pausen. Während der eine Chor die Bühne verläßt und der nächste sich aufbaut, gehört die Halle ganz dem Publikum. Tausende begeisterte Besucher singen und tanzen dann wie ein einziger riesiger Chor, so daß man meint, die Tribüne müsse einstürzen. Wer letztendlich gewonnen hat weiß ich nicht, da wir vorher gegangen sind. Für uns stand der Sieger jedoch ganz klar fest: Das Publikum.

Abends gehen wir noch ins Kino. Im V&A Nouveau in der Waterfront läuft "The Great Dance - A Hunters Story", ein Dokumentarfilm über Leben, Kultur und Jagd der sogenannten Buschmänner in der Kalahari. Der Film ist sehr gut gemacht, mit zum Teil atemberaubenden Kamerafahrten und -einstellungen. Allerdings seien zartbesaitete Cineasten vor Unmengen von Blut gewarnt, das in diesem Film fließt (wenn auch hauptsächlich das von Tieren). Der Film hat zahlreiche Preise gewonnen und wurde interessanerweise von Coca Cola unterstützt. Wohl so eine Art Ausgleich für die Rolle des Brause-Herstellers in der südafrikansichen Komödie "Die Götter müssen verückt sein". übrigens war auch Kirch-Media an der Produktion beteiligt. Die Namen der Hauptdarsteller sollte man sich merken: Karoha Langwane, Xlhoase Xlhokhne, !Nqate Xqamxebe, alles klar?


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