Franks 6 Monate in Kapstadt
Woche 1: 02. - 08. Oktober 2000

Angekommen!


Juchuu, ich bin da! Nach einem langen Nachtflug und Zwischenstopp in Johannesburg komme ich endlich in Kapstadt an. Schon der Anflug auf die Stadt war von meinem Fensterplatz aus grandios. Ich werde von einem strahlend blauem Himmel und 25° Celsius empfangen. Am Flughafen werde ich von zwei neuen Kolleginnen abgeholt und zur meiner neuen Firma gebracht. Der Weg vom Flughafen in die Stadt zeigt einem gleich beide Seiten Kapstadts. Nur durch die breite Strasse getrennt liegen ein reicher weißer Vorort mit Swimminpools im Garten und ein schwarzes Township mit seinen Bretterverschlägen in unmittelbarer Nähe.

Die Firma hat ihren Sitz mitten im Stadtzentrum, dem sogenannten City-Bowl, der sich wie eine Schüssel zwischen Tafelberg und Signal Hill fügt. Im gleichen Gebäude ist übrigens auch Sony-Südafrika beherbergt. Im Büro werden mir erst mal alle Mitarbeiter vorgestellt, deren Namen ich natürlich sofort wieder vergesse. Es arbeitet dort noch ein weiterer Deutscher, der zufällig auch noch Frank heißt.

Kurze Zeit später fahren wir zu meiner Unterkunft, einem Backpacker in Three Anchor Bay, zwischen Green Point und Sea Point gelegen. Das Zimmer ist recht klein und spartanisch, soll aber für die erste Zeit wohl reichen. Dafür gibt es einen Balkon mit tollem Ausblick auf den Atlantischen Ozean. Abends werde ich dann gleich zum Grillen eingeladen, das hier Braii heißt und so eine Art Volkssport ist.

Am nächsten Tag, also am Dienstag, habe ich frei, um mich erst mal ein wenig einzuleben. Nachdem ich ausgeschlafen habe laufe ich so gegen Mittag in die Stadt und plündere erst mal die Tourist-Information. Eher zufällig stoße ich auf das alte Rathaus, in dem heute die öffentliche Bibliothek untergebracht ist. Vom Balkon dieses alten prachvollen Gebäudes hat Nelson Mandela nach seiner Freilassung im Februar 1990 zu den hunderttausend Menschen gesprochen, die sich auf dem gegenüberliegenden Platz, der Grand Parade, seit Stunden versammelt hatten.

Wenig weiter steht die Castle of Good Hope, das erste von Weißen errichtete Steingebäude im südlichen Afrika. Es wurde von 1666 bis 1679 erbaut, ist allerdings nie angegriffen worden. Zufällig komme ich gerade pünktlich zu einer geführten Tour. Der Guide hat einige interessante Anekdoten parat und ohne die Erklärungen wäre ein Besuch der Burg wohl wenig interessant.

Nächstes Ziel ist der Company's Garden. Auf dem Weg dahin teste ich aber an einem der Stände an der Pleinstreet eine Portion Samosa, Teigtaschen, die mit einer undefinierbaren Masse gefüllt sind. Scharf aber gut. Am Eingang des Company's Garden befindet sich die Nationalbibliothek. Ein Besuch lohnt sich, vor allem auch wegen der öffentlichen Toiletten. Außerdem gibt es ein Internet-Café. Im Park stehen zahlreiche Bäume und Planzen aus aller Welt herum und auf dem Rasen und den Bänken hängen vor allem Kapstädter und Touristen herum. Ein gutes Plätzchen, um sich von einem anstrengenden Tag auszuruhen.

Auf dem Rückweg versuche ich es mal mit einem der sogenannten Black Taxis, VW-Büschen, die auf festen Routen in die Vororte verkehren und an allen möglichen und unmöglichen Stellen Leute aus- oder zusteigen lassen. Das mit dem Aussteigen klappt bei mir leider noch nicht so ganz. Ehe ich mich versehe bin ich durch Three Anchor Bay hindurch in mitten in Sea-Point. Der Fußweg nach Hause ist von hier fast soweit, wie er von der Innenstadt aus gewesen wäre, dafür aber schöner, direkt am Strand des atlantischen Ozeans entlang.

An den nächsten Tagen heißt es dann von 09:00 bis 17:00 Uhr arbeiten. Ich geselle mich zunächst mal zu den verschiedenen Mitarbeitern, die mir alle erklären, was sie so den ganzen Tag machen. Dabei stelle ich fest, daß alle ihr Geschäft ziemlich gut verstehen und schon so manche Website für renommierte Kunden erstellt haben. Zum offiziellen Feierabend um 17:00 Uhr geht hier, wie wohl fast in jeder Agentur, kaum einer nach Hause. Dafür trinken dann aber erst mal alle zusammen ein Bierchen.

Abends ist die Stadt dann wie ausgestorben und ohne Auto kommt man auch kaum noch irgendwo hin. Die meisten Abende verbringe ich daher mit den Mitbewohnern des Backpackers auf dem Balkon mit dem tollen Ausblick bei Essen und billigem Rotwein.

Am Samstag erkunde ich dann erst mal Three Anchor Bay und Sea Point. Three Anchor Bay heißt übrigens so, weil Winde und Strömungen drei Anker notwendig machen, um ein Schiff in der Bucht festzuhalten. An der Main Road reihen sich Restaurants, Geschäfte, Inernet-Cafés und Kneipen aneinander und das Leben auf de Straße pulsiert.

Zurück geht es am Strand entlang bis zur Waterfront (ein ganz schön langer Marsch). Ich komme gerade pünktlich, um noch in die nächste Vorstellung im IMAX Kino im BMW-Pavillon zu gelangen, die mich aber eher enttäuscht. Die Victoria & Alfred Waterfront ist das Hafengelände Kapstadts, das in den letzten Jahren zu einem riesigen Einkaufs- und Vergnügungsviertel umgebaut worden ist, während aber der Hafenbetrieb zum Teil weiterläuft. Hier gibt es hunderte von Geschäften (alleine 200 in der Victoria Wharf), Duzende Kneipen und Restaurants, Märkte mit Kunsthandwerk, Ausstellungen und, und, und ... Am Haupteingang stosse ich dann gleich auf einen kleinen Chor, der traditionelle südafrikanische Musik zum Besten gibt, den wir auch schon im letzten Jahr angetroffen haben.

Sonntag ist das Wetter eher bescheiden, weshalb ich mich für einen Besuch im South African Museum entscheide. Für Studenten ist der Eintritt frei. Es ist vor allem ein naturkundliches Museum mit Ausstellungen von allen möglichen Tieren, Fossilien und Skeletten sowie den frühen Bewohnern Südafrikas, den Khoikhoi und San und den verschiedenen Nguni-Stämmen. Angeschlossen ist auch noch ein Planetarium. Heute ist übrigens "The Big Walk", eine Massensport-Veranstaltung, bei der Kapstädter aus verschiedenen Richtungen auf Strecken von 9 bis 40 Km in die Innenstadt laufen. Trotz dieses Mega-Events ist es aber in der Innenstadt erstaunlich leer und ruhig.


Seitenanfang - weiter --- http://www.meinKapstadt.de --- (c) Frank Unland, 2000