Franks 6 Monate in Kapstadt
Woche 2: 09. - 15. Oktober 2000

Endlich mobil


Die Woche beginnt wenig spannend. Bei der Arbeit beschäftige ich mich mit der Website von Investment South Africa, einer staatlichen Promotion Agentur für ausländische Direktinvestitionen in Südafrika. Ich soll einige Vorschläge erarbeiten, wie man die Seite umstrukturieren und einige Community Elemente einbauen könnte. Ärgerlich nur, daß ab Dienstag Mittag die Internetverbindung ganz ausfällt oder lähmend langsam ist. Den Upload meines ersten Reiseberichts muß ich daher von einem Internetcafé aus machen. Davon gibt es in Sea Point mehr als genug. Das schönste ist aber Café Erte, wo es auch tolle Drinks und vegetarisches Essen gibt, auf das ich, der ich nicht so sehr auf gesundes Essen stehe, jedoch gerne verzichte.

Am Donnerstag opfert Johann, der auch im Backpackers wohnt und dort ein bißchen den Hausmeister spielt, den ganzen Tag, um einige Anzeigenblätter durchzuackern und sich für mich haufenweise Gebrauchwagen in der ganzen Stadt anzusehen. Abends fahren wir dann mit dem Zug zu einem Autohändler, der einige interessante Modelle hat. Ich entscheide mich schließlich recht schnell für einen 89er Ford Saphire, ein ziemliches Schiff mit Klimaanlage, Servolenkung, Zentralverriegelung und Radio - was man halt alles so braucht. Das ganze kostet 10500 Rand und scheint ein ganz guter Deal zu sein. Wir vereinbaren mit dem Händler, uns am nächsten Tag in der Stadt zu treffen, um die Bezahlung und die Wagenübergabe zu erledigen, denn ich schleppe natürlich so viel Bargeld einfach so mit mir rum, wir sind schließlich in Südafrika. Damit wir nicht in der Dunkelheit mit dem Zug fahren müssen, fährt uns der Händler an die andere Seite der Stadt Three Anchor Bay zurück - zu unserer Sicherheit. Am Freitag bekomme ich also mein Auto und fahre erst mal mit Johann ein wenig durch Sea Point, um mich an das Links Fahren zu gewöhnen. Ich werde den Wagen erst mal übers Wochenende testen, um dann am Montag noch einige Kleinigkeiten reparieren zu lassen.

Errol Bird, der District Commissioner der Scouts in Mitchells Plain, dem ehemaligen Township für die Cape Coloureds, hat mich über das Wochenende eingeladen. Im Backpacker warnen mich einige Leute davor, nach Mitchells Plain zu fahren. Teile des Stadtteils, in dem über 1 Mio Menschen leben, gelten tatsächlich als sehr gefährlich. Auch die militante Bürgerwehr PAGAT, die für zahlreiche Bombenattentate in den letzten Monaten verantwortlich ist, hat hier ihren Ursprung. Die Birds wohnen allerdings in einer Gegend, die als recht sicher gilt, und das nicht nur, weil auf Errols Straße allein drei Polizisten wohnen. Außerdem holt mich Errol bei einer belebten Shopping Mall am Rande von Mitchells Plain ab. Ich kenne Errol noch von unserer Südafrika-Reise im letzen Jahr. Abend besuchen wir eine Veranstaltung einer Pre-School. Erstaunlicherweise geht diese fast bis elf Uhr, auch für die 4- bis 7-jährigen Kinder. Samstag Nachmittag geht es ins Stadion von Newlands. Dort findet ein Rugby Match zwischen "Western Cape Province" und "Bolands" statt, welches Western Cape locker gewinnt. Ich habe zwar keine Ahnung von Rugby, aber es war schon ziemlich spannend. Da Steven, ein anderer Pfadfinder, am Eingangstor als Kontrolleur jobt, brauchen wir nicht mal Eintritt zu zahlen. Errol gesteht mir, daß er hier noch nie Eintritt gezahlt habe, da immer irgendein Pfadfinderleiter hier arbeitet. Abends gehen wir noch in einen Pub, den einzigen, den Errol in Mitchells Plain für sicher hält. Außer mir ist noch ein Weißer da.

Sonntag ist es Zeit, meinen Wagen mal so richtig Probe zu fahren. Deshalb packe ich Errol, seine Frau, seine Nichte und Steven ins Auto und wir fahren nach Hermanus zum Wale beobachten. Leider wußten die Wale wohl nicht, daß wir kommen und halten sich deshalb relativ fern der Küste auf. Trotzdem kann man einige ganz gut beobachten, gut Fotomotive geben sie aber nicht ab. In Hermanus gibt es den einzigen Walschreier der Welt. Er rennt mit einem Hut, den man eher in Bayern vermuten würde, einem Horn und einer Tafel mit Erläuterungen an der Küste entlang und trötet mit seinem Horn, wenn irgendwo Wale zu sehen sind. Mit Tradition hat das nach den Walen beliebteste Photomotiv aber nichts zu tun. Erst Anfang der neunziger Jahre kam ein Geschäftsmann auf die Idee, diese Touristenattraktion auf die Straße zu schicken. Für den Rückweg wählen wir die gerade neu ausgebaute Panaoramastraße an der Küste der False Bay entlang. Sie soll fast so schön sein wie der zur Zeit gesperrte Chapmans Peak Drive, besonders bei Sonnenuntergang. Leider verbirgt sich heute die Sonne hinter den Wolken und die Sicht ist nicht besonders toll. Dennoch ist die Fahrt den Umweg wert. Links der kurvenreichen Strecke sind es nur wenige Meter bis in den Ozean, rechts türmen sich direkt am Straßenrand die Berge in die Höhe.


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